Eine mit uns bekannte Leiterin einer SHG in der östlichen Umgebung von München hat neulich im Rahmen einer Tagung den folgenden Vortrag gehalten, den wir Euch nicht vorenthalten wollen und hier in Auszügen wiedergeben:
(Wir von Bipolar-München machen natürlich darauf aufmerksam, dass dieser Beitrag eine individuelle Meinung zu einem bestimmten Thema darstellt und nicht Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt.)
"(…) Wir Betroffenen müssen bei uns ansetzen. Wenn wir wirklich wollen, dass es uns besser geht, kommen wir nicht umhin, uns mit größerem Interesse und innerer Achtsamkeit uns zuzuwenden.
Ich halte es nicht für zeitgemäß, sich einfach nur zur Behandlung abzuliefern, ohne sich vorher mit sich und seinem Gewordensein auseinandergesetzt zu haben. Unerlässlich ist auch die vorherige Klärung unserer Bedürfnisse und Erwartungen.
Wir wirken bei Allem mit, so auch bei unseren Krankheiten. Unser Mitwirken zu erkennen und selbstschädigendes Verhalten zu unterlassen ist überhaupt die Chance.
Meine Gene sind wie sie sind, auch meine Biografie ist wie sie ist, ebenso mein soziales Umfeld. Vielleicht habe ich gerade Schicksalsschläge hinter mir (Krankheiten, Todesfall, Arbeit verloren).
Ich bin also ein ach so armes Opfer, das jede Verantwortung an den Behandler delegiert (…).
So funktioniert’s leider nicht! Oder auch Gottseidank, würde doch sonst eine große Wachstums-möglichkeit vertan.
Die Kernfrage ist doch: Will ich wirklich gesund werden?
Dies wird von Allen immer bejaht, aber gleichzeitig wird weiter unter Einsatz von viel Energie versucht, die Wirklichkeit an die eigenen Vorstellungen und Lebenspläne anzupassen, und Verhaltensweisen beizubehalten, die den Status Quo aufrecht erhalten. Auch wollen Viele wieder so werden, wie sie vor ihrer Krise waren, nicht bedenkend, dass dies genau das war, was sie krank gemacht hat.
Wenn ich also den Genesungsauftrag ernst nehme, und ich bin überzeugt, dass er primär an mich gerichtet ist, bleibt mir nichts anderes übrig, als aus der Opferrolle zu schlüpfen und endlich Ver-antwortung für mich zu übernehmen. (…)"
(Zum Thema: Depression, Manisch-depressiv, Bipolare Störung, Selbsthilfegruppe Bipolar München)