„KarriereSPIEGEL“: Immer mehr Menschen wegen psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig

Psychische Krankheiten sind die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit in Deutschland.

Mehr als ein Drittel aller Arbeitnehmer (37 Prozent) scheiden vorzeitig aus ihrem Beruf aus, weil sie unter psychischen Krankheiten wie Burnout, Depression oder Angststörungen leiden. Im Jahr 2009 waren es noch 26,6 Prozent – das ist ein Anstieg von knapp 40 Prozent. Das geht aus einer Studie des bayerischen Versicherers Swiss Life hervor.

Wachsender Stress, Leistungsdruck und mangelnder Ausgleich im Arbeitsleben könnten darauf zurückzuführen sein, sagte Amar Banerjee, Leiter der Versicherungsproduktion von Swiss Life Deutschland.

Für die Studie haben die Wissenschaftler Daten der eigenen Kunden ausgewertet. Frauen sind demnach häufiger betroffen als Männer: Knapp die Hälfte (44 Prozent) aller Frauen sind wegen einer psychischen Erkrankung berufsunfähig. Bei Männern sind es 28 Prozent.

Eine psychische Erkrankung wird bei Frauen häufiger in jungen Jahren festgestellt als bei Männern. Männern wird die Diagnose eher in der zweiten Lebenshälfte gestellt.

Nicht mehr Fälle, aber mehr Diagnosen

Die Analyse deckt sich mit Zahlen der Rentenversicherung des Bundes: Im Jahr 2018 wurden mehr als 170.000 stationäre Rehabilitationen wegen psychischer Krankheiten bewilligt, das sind rund 50.000 mehr als zehn Jahre zuvor. Das entspricht einem Anstieg von 40 Prozent.

Die Ergebnisse der Studie deuten allerdings nicht darauf hin, dass deutsche Arbeitnehmer häufiger psychisch krank werden als in früheren Jahrzehnten. Viel eher gehen die Fachleute der Rentenversicherung davon aus, dass Depressionen, Burnout und andere Leiden inzwischen besser erkannt und damit häufiger diagnostiziert werden können.

Nach psychischen Erkrankungen sind körperliche Einschränkungen (24 Prozent) und Unfälle (14 Prozent) die häufigsten Gründe, warum sich Deutsche berufsunfähig melden. Krebserkrankungen waren zuletzt in neun Prozent der Fälle der Grund für eine Berufsunfähigkeit.

Insgesamt muss nach Berechnungen von Versicherungen rund jeder Vierte im Laufe seines Arbeitslebens den zuletzt ausgeübten Beruf einschränken oder aufgeben.

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